Menzel

Menzel
Mẹnzel,
 
1) Adolph Friedrich Erdmann von (seit 1898), Maler und Grafiker, * Breslau 8. 12. 1815, ✝ Berlin 9. 2. 1905; war zunächst in Berlin als Grafiker in der väterlichen lithographischen Werkstatt tätig, die er nach dem Tode des Vaters 1832 übernahm. Sein Aufstieg begann 1833 mit einer Folge von sechs lithographierten Federzeichnungen zu dem Gedicht »Künstlers Erdenwallen« von Goethe. Mit den Lithographien zu »Denkwürdigkeiten aus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte« (1836) und »Die Armee Friedrichs des Großen in ihrer Uniformierung« (1851-57; 3 Teile) profilierte er sich als der bedeutendste Vertreter dieser Kunst in Deutschland im 19. Jahrhundert 1839-42 schuf er 400 Federzeichnungen für Holzstiche zu F. T. Kuglers Werk »Geschichte Friedrichs des Großen«. Als Maler war Menzel im Wesentlichen Autodidakt. Besonders beeindruckten ihn Werke von J. C. C. Dahl, J. Constable und K. Blechen. Nach ersten Versuchen (ab etwa 1836) wandte er sich um 1845 in bedeutenden, damals jedoch kaum beachteten Bildern anspruchslosen Motiven zu (Gegenstände, Innenräume, Landschaften, Hinterhäuser u. a.). Er griff auch aktuelle und dem beginnenden Industriezeitalter gemäße Themen auf, die zu seiner Zeit kaum als darstellungswürdig galten (»Die Berlin-Potsdamer Bahn«, 1847, Berlin, Nationalgalerie; »Aufbahrung der Märzgefallenen«, 1848, unvollendet, Hamburg, Kunsthalle; »Eisenwalzwerk«, 1875, Berlin, Nationalgalerie). In der freien malerischen Haltung, der Wiedergabe des unmittelbaren Eindrucks und mit dem besonderen Interesse an Farbwirkungen und Lichtreflexen war Menzel seiner Zeit voraus und wirkte wegbereitend für den deutschen Impressionismus. Auch auf dem Gebiet der Historienmalerei ging Menzel eigene Wege. Seinen Darstellungen von Festlichkeiten und höfischen Gesellschaftsbildern aus friderizianischer Zeit fehlt jegliches deklamatorisches Pathos; nach Motivwahl und Bildausschnitt sind es schlichte Momentaufnahmen. Ab 1860 folgten Darstellungen der Zeit Wilhelms I. - Menzel hinterließ eine Vielzahl von Bleistift-, Buntstift- und Federzeichnungen von alltäglichen Ereignissen bis zu zeitgeschichtlichen Darstellungen.
 
Weitere Werke: Das Balkonzimmer (1845; Berlin, Nationalgalerie); Blick auf den Park des Prinzen Albrecht (1846; ebenda); Tafelrunde Friedrichs des Großen in Sanssouci (1850; 1945 zerstört); Flötenkonzert Friedrichs II. in Sanssouci (1852; Berlin, Nationalgalerie); Théâtre du Gymnase in Paris (1856; ebenda); Krönung Wilhelms I. (1861-65; Hannover, Niedersächsische Landesgalerie); Ballsouper (1878; Berlin, Nationalgalerie); Der Markt von Verona - Piazza d'Erbe (1884; Dresden, Gemäldegalerie).
 
 
Das graph. Werk, bearb. v. H. Ebertshäuser u. a., 2 Bde. (1976);
 
A. M. Realist - Historist - Maler des Hofes, bearb. v. J. C. Jensen u. a., Ausst.-Kat. (1981);
 J. Hermand: A. M. (1986);
 J. C. Jensen: A. M. (21988);
 E. Bock: A. M. Verz. seines graph. Werkes (San Francisco, Calif., 21991);
 C. Zangs: Die künstler. Entwicklung u. das Werk M.s im Spiegel der zeitgenöss. Kritik (1992);
 D. Entrup: A. M.s Illustrationen zu Franz Kuglers »Gesch. Friedrichs des Großen«. Ein Beitr. zur stilist. u. histor. Bewertung der Kunst des jungen M. (1995);
 G. Lammel: A. M. (1995);
 
A. M. 1815-1905. Das Labyrinth der Wirklichkeit, hg. v. C. Keisch u. a., Ausst.-Kat. Musée d'Orsay, Paris, u. a. (1996).
 
 2) ['mɛntslņ], Jiří, tschechischer Filmregisseur, * Prag 23. 2. 1938; dreht humorvolle, kritisch-satirische Filme; auch Darsteller.
 
Filme: Liebe nach Fahrplan (1966); Launischer Sommer (1968); Lerchen am Faden (entstanden 1969, erst 1990 in den tschechischen Kinos); Die wunderbaren Männer mit der Kurbel (1978); Kurzgeschnitten (1980); Das Wildschwein ist los (1983); Heimat, süße Heimat (1985); Ende der alten Zeiten (1989); Das lange Gespräch mit dem Vogel (1990); Die kleine Apokalypse (1993); The Life and Extraordinary Adventures of Private Ivan Chonkin (1994).
 
 
J. Škvorecký: J. M. and the history of the »Closely watched trains« (New York 1982).
 
 3) Wolfgang, Schriftsteller, * Waldenburg (Schlesien) 21. 6. 1798, ✝ Stuttgart 23. 4. 1873; aktiver Burschenschafter; ab 1825 in Stuttgart; war Redakteur, Literaturkritiker und Literaturhistoriker (»Die deutsche Literatur«, 2 Bände, 1828; »Deutsche Dichtung von der ältesten bis auf die neueste Zeit«, 3 Bände, 1858-59); 1831 und 1848 Abgeordneter des württembergischen Landtags. Zunächst gemäßigt liberal, vertrat er nach der Julirevolution von 1830 reaktionäre Positionen und wurde einer der Hauptgegner des Jungen Deutschland, wobei auch das Verbot der Schriften dieser Bewegung durch die Bundesversammlung des Deutschen Bundes 1835 wesentlich auf Menzels Polemiken zurückging; auch Gegner des »unpolitischen« Goethe; in seinen Dramen (»Rübezahl«, 1829) und Erzählungen Vertreter der späten Romantik.

Universal-Lexikon. 2012.

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